Das Oktoberfest lebt - die Dorfkirmes stirbt
Shownotes
Während Millionen Besucher in München beim Oktoberfest feiern, kämpfen kleine Städte und Dörfer ums Überleben ihrer Feste. Immer neue Sicherheitsauflagen, explodierende Kosten und absurde Bürokratie lassen Karnevalsumzüge, Kirschblüten- oder Schützenfeste reihenweise platzen. Christian Erhardt-Maciejewski spricht im Interview mit Kontrafunk Klartext über das drohende „Volksfeststerben“ – und zeigt Auswege.
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00:00:00: In München ging es am Wochenende los mit dem Oktoberfest, dem größten Volksfest der Welt.
00:00:05: Im Netz kursieren bereits Bilder wie Heerscharen von Lederhosen im erbitterten Wettlauf aufs Geländesprinten.
00:00:11: Jahr für Jahr gilt Millionen-Besucher, Millionen-Einnahmen und auch ein Millionenaufwand für die Organisation und Erfüllung aller Auflagen.
00:00:18: Während auf der Theresienwiese die Maßbier nach wie vor gesichert ist, zieht es vielerorts aber ganz anders aus.
00:00:24: Immer mehr Volksfest in kleineren Städten und Gemeinden werden abgesagt, zu teuer, zu kompliziert.
00:00:29: zu riskant.
00:00:31: Einige sagen sogar, es habe ein Volksfeststerben eingesetzt.
00:00:34: Über die Gründe und mögliche Auswege spreche ich jetzt mit Christian Erhard, Chefredakteur des Magazins Kommunal.
00:00:40: Guten Tag Herr Erhard.
00:00:42: Ja, ich grüße Sie, hallo.
00:00:43: Herr Erhard, Sie haben das Volksfeststerben mehrfach publizistisch thematisiert.
00:00:48: Dieser Begriff ist das eine dramatische Zuspitzung?
00:00:51: oder ist das Problem inzwischen wirklich so akut, wie viele Feste fallen denn da wirklich aus?
00:00:56: Ja, so eine genaue Zahl haben wir leider tatsächlich auch nicht, weil wir blicken natürlich immer auf die großen Feste.
00:01:01: Da schauen wir jetzt das Oktoberfest, das jetzt eben begonnen hat.
00:01:04: Da reden wir über einen Umsatz in diesem Jahr von mehr als anderthalb Milliarden Euro.
00:01:07: Ich meine, wenn man da das Sicherheitskonzept nochmal nachschärfen muss, naja, dann wird die Masse mal wieder fünfzig Cent teurer.
00:01:12: Das kennen wir sowieso jedes Jahr.
00:01:14: Was wir aber haben, ist tatsächlich in ganz, ganz vielen kleinen Orten und da könnte ich jetzt, ich glaube, vierzig-fünfzig-Feste problemlos ihnen runter erzählen, da eben nämlich ehrenamtliche Karnevalsvereine, Verbände oder sonstige Feste stattfinden.
00:01:29: Es ist vielleicht bekannt, dass in diesem Jahr, also Mittelgroßes war in diesem Jahr, das Marburger Kirschblütenfest, da war die Rede auf einmal wenige Tage vor dem Fest von einem abstrakten Terrorgefahr.
00:01:39: So.
00:01:40: Und was hätte das bedeutet?
00:01:41: Keiner weiß so richtig, was abstrakte Terrorgefahr ist, aber man hätte fünf Straßen zum Beispiel komplett sperren müssen, was nur logistisch nicht machbar war, weil es gar keine Umgehungsstraßen dafür gab.
00:01:51: Das hat man vorher schon mal beim Marburger Straßenfest versucht.
00:01:53: Da waren es ja nur zwei Straßen zum Beispiel.
00:01:56: Und selbst da hat das Konzept für diese zusätzliche Sicherheit mal eben sixty-fünfentausend Euro verursacht.
00:02:02: So was ist dann natürlich, ja, gelinde gesagt, kaum bezahlbar.
00:02:06: Nur wirklich dramatisch wird es tatsächlich bei kleinen Festen.
00:02:10: Wir haben es erlebt in neuen Hagen beispielsweise, in Hessen ein kleiner, fünfhundert Einwohnerorts.
00:02:15: Da wurde das Mayfest abgesagt, weil das Sicherheitskonzept de facto nicht mehr finanzierbar war.
00:02:19: Dazu kam dann noch ein Sanitätsdienst, der einfach nicht geleistet werden konnte.
00:02:23: Und das alles, obwohl hier in Neunhagen noch nie irgendetwas bis auf zwei Trunkene irgendwie passiert ist, aber es sollten dann Straßensperrungen kommen, wir reden ja auch wieder über komplett Ehrenamtlichttätige, die eben diese Feste organisieren.
00:02:36: Also da sehen wir, dass das Problem tatsächlich sehr, sehr groß ist.
00:02:39: Vierzig bis fünfzig abgesagte Volksfeste mit einer wahrscheinlich großen Dunkelziffer.
00:02:44: Was bedeutet es denn nun für die Menschen und die Kommunen, wenn solche traditionelle Veranstaltungen abgesagt werden und auch für Schausteller, Händler, Gastronomie, die von diesen festen Leben, kommt es auch zu einem Sterben von Kultur und von Unternehmen?
00:02:57: Na ja, wir schaffen einfach die Traditionen, die kleinen, ortsprägenden Feste ab und das Leben in diesen vielen kleinen Kommunen so lebenswert macht, dass was im Ehrenamt eben alles geleistet wird, wo Zusammenhalt entsteht, wo Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten sich begegnen.
00:03:14: Gemeinsam feiern ist, stirbt, gelinde gesagt, nicht weniger als das Herz der Kommune, die Gemeinschaft, die Tradition.
00:03:21: Das betrifft dann eben das Schützefest, den Karnevalsumzug, das Mehrgenerationenfest.
00:03:25: und wozu führt das?
00:03:26: Und dann ganz klar, Menschen begegnen sich nicht mehr, reden nicht mehr miteinander, sondern höchstens auch übereinander.
00:03:32: Und wenn sie so ein eintägiges Vereinsfest im Dorf mit tausend Einwohnern wo alle um die Ecke wohnen, dann verziehen mit Rampen, behinderten Witzis, barrierenfreien Zugängen.
00:03:44: Da schütteln ja Menschen auch nicht mehr einfach nur den Kopf.
00:03:47: Das erschüttert aus meiner Sicht auch ganz stark des Vertrauen meistens erst mal in den eigenen Bürgermeister.
00:03:52: Nur der kann meist gar nichts dafür, weil er Vorgaben erfüllen muss von Bund, Ländern, Bezirksverwaltungen, die sich dann doppelt dreifach absichern.
00:04:00: Also klare Ansage.
00:04:02: Ich sage immer, die Demokratie stirbt zuerst vor Ort.
00:04:06: mich eben nicht wundern, wenn die Menschen Politik verdrossen sind.
00:04:09: So, dazu die finanziellen Auswirkungen.
00:04:11: Sie haben von den Schaustellern gesprochen.
00:04:13: Die sind auch.
00:04:14: mit denen habe ich in den letzten Monaten immer wieder gesprochen.
00:04:16: Gelände gesagt so verzweifelt wie nie zuvor.
00:04:18: Das lohnt sich eben nicht mehr.
00:04:21: Jede Absage so eines Dorffestes sorgt dafür, dass die Familie, wir reden hier fast immer über Familien, die dieses Schaustellerleben leben, sich das immer weniger leisten können.
00:04:30: Überleben werden dann nur noch die Familien, die auf den großen Fest neben dabei sind, sei es jetzt auf dem Oktoberfest, Hafenfest, Kanzler, Wiesen, so die ganz großen Veranstaltung.
00:04:40: Nur da werden nur noch diese millionenschweren Fahrgeschäfte erwartet.
00:04:43: Das heißt, dass klassische mittelständische Unternehmen, die Familie, die kann sich diese Attraktionen, so Fahrgeschäfte, kosten mehrere Millionen Euro, in der Regel einfach überhaupt nicht mehr leisten.
00:04:54: Sie haben bereits ein Beispiel genannt von einer Absage eines Festes aufgrund irgendwelcher Diffuser, Sicherheitswarnungen, Terrorwarnungen.
00:05:02: Welche Rolle spielen denn nun die Sicherheitsauflagen gerade eben auch im Folge der Anschläge der letzten Jahre?
00:05:07: Wirklich beim Rückgang der Fest ist das der größte Treiber, wie man meinen könnte.
00:05:10: oder sind es andere?
00:05:11: Vielleicht die gute Nachricht, das Thema konkrete Terrorgefahr, das haben wir tatsächlich bisher bei ganz wenigen Festen nur gehabt.
00:05:18: Es ist meistens tatsächlich diese abstrakte Terrorgefahr.
00:05:21: Es ist aber bei Walden nicht der einzige Punkt.
00:05:25: Wir haben ganz stark das Thema Brandvorschriften beispielsweise.
00:05:29: Da gibt es wirklich bis ins kleinste ausgestaltete Vorschriftenwerke, dann so Feuerlöscher, Hydrantenpflicht, Mindestabstände zwischen Ständen, wenn sich vorstellen, dass selbst ein Zelt heute beispielsweise in ein eigenes Brandschutzgutachten braucht.
00:05:43: Dazu dann noch Notbeleuchtungen, Rettungswege müssen markiert werden, die müssen dann von der Feuerwehr offiziell abgenommen werden.
00:05:50: Dazu kommen dann auf irgendwelchen freien Wiesen, das finde ich immer besonders absurd.
00:05:53: Absperrbänder oder Besonders albern habe ich das in einem Fall mal gesehen, Asphaltmarkierungen auf Rasen.
00:05:59: Also da fängt es dann wirklich an ziemlich albern zu werden.
00:06:02: und andere Stichpunkte vielleicht noch gut achten über Lärmschutz, Dezibelzahl in Orten wo es noch nie beschwerten irgendwie von Anwohnern gab.
00:06:08: Das artet dann nicht selten aus in detaillierte Dokumentationen von Lärmemessungen.
00:06:14: Und so Schallgutachten, das muss man auch mal wissen, die kosten so einen Verein, auch meistens eben ehrenamtliche Vereine, schnell mal zwanzig, teilweise dreißigtausend Euro.
00:06:23: Wir haben gesagt, das kann kein Verein mehr bezahlen.
00:06:26: Und vielleicht letztes Stichwort dann noch Thema Versicherungspflichten.
00:06:30: Die brauchen Kommunen.
00:06:31: dann, egal ob sie das wollen oder nicht, dann mit Sondergutachten oder Extraabnahmen für Fahrgeschäfte, muss man sich dann überlegen.
00:06:38: Diese Fahrgeschäfte werden jedes Jahr sowieso schon vom TÜV abgenommen.
00:06:41: Nur die Kommune kann jetzt nicht sicher gehen, dass es auch sicher ist, wenn es auf ihrem Gelände auf ihrer Kommune stattfindet.
00:06:46: Also wird auch da wieder doppelt verlangt.
00:06:48: Das sind tatsächlich die Hauptgründe.
00:06:50: Und dazu kommt dann dieser Abstrakter Terrorgefahr, die wir allerdings in diesem Jahr eher im ersten Halbjahr hatten.
00:06:56: Jetzt im zweiten Halbjahr scheint sich das ein bisschen zu beruhigen.
00:06:59: Vielleicht sind da auch einige Leute ein bisschen ruhiger geworden.
00:07:02: Dazu ist in den letzten Monaten, dafür seit August, keine Absagen mehr gab es.
00:07:06: Werden denn diese Auflagen von Behördenseite nicht in irgendeiner Weise sinnvoll abgestuft, spricht, dass ein Tourenverein in einem Fünfhundert Seelendorf vielleicht nicht die gleichen Lärmschutz und Brandschutz Auflagen erfüllen muss wie ein Großanlass in einer Stadt, wird da alles über den selben Kern geschert.
00:07:22: Das hat viel damit zu tun, wie die Landesvorgaben sind und es spielen einfach zu viele dort eine Rolle.
00:07:27: Wir haben zum einen Landesgesetze, wir haben zum anderen im Bessertengesetze, dann gibt es manchmal Auflagen auch selber der Kommune.
00:07:33: Insofern muss man das ein bisschen differenziert sehen.
00:07:36: Ja, natürlich sind Sicherheitskonzepte bei kleinen Veranstaltungen manchmal nicht ganz so viel, weil wir über weniger Menschen reden.
00:07:42: Trotzdem ist die Arbeit, die ich mache, wenn ich einen Terrorschutzkonzept oder Fluchtwegekonzept, Notfallpläne, Evakuierungspläne machen oder Kommunikationswege, die sind ja immer die gleichen.
00:07:53: Das ist egal, ob ich tausend Besucher einfach im Volksfest habe oder zwehunderttausend Besucher habe.
00:07:58: Nur so ein Kommunikationskonzept, wenn das mir erstellt hat, ob da reden wir.
00:08:02: häufig über vierstellige Beträge, egal wie viele Besucher den anderen erminden, kommen.
00:08:06: Klar, bei den Sanitätsdiensten beispielsweise, da habe ich ein weniger Kapazität, trotzdem muss ich natürlich in einem fünfhundert Einwohnerort, wo ich zehn Sanitäter brauche, auch zehn Sanitäter erst einmal zusammenbekommen.
00:08:16: Insofern mag das unterschiedliche Größen haben, aber das Grundproblem bleibt leider trotzdem.
00:08:22: Sie haben bereits erwähnt, dass viele dieser Veranstaltungen ehrenamtlich getragen werden.
00:08:27: Muss man jetzt irgendwann konstatieren, die Zeit der hobbymäßig betriebenen Festivitäten ist vorbei, wo also der Präsident der Blasmusik gleich auch noch das Organisationskubitän des jährlichen Dorffests führt.
00:08:36: Das geht irgendwann gar nicht mehr.
00:08:38: Das wird, wenn das so weitergeht und wenn wir mit diesen Auflagen so bleiben, zumindest sehr, sehr schwierig werden.
00:08:44: Also wir merken das im Moment, dass sie kleinen Feste abgesagt werden, weil es eben organisatorisch nicht mehr stemmbar ist, gar nicht mal so sehr, weil die Leute es nicht mehr wollen.
00:08:53: Ganz klar, was im Ehrenamt nicht mehr leistbar ist, kann in solchen kleinen Orten von Hauptamtlichen eben auch nicht finanziert werden, weil dafür das Geld nicht da ist, dann müssten Bund, Länder einspringen und da massiv Geld reinstecken.
00:09:04: Und die Kommunen selber können es nicht.
00:09:06: Wir haben die schwierigste Finanzsituation in Kommunen seit über zwanzig Jahren.
00:09:11: Die Kommunen sind so pleite auf gut Deutsch wie nie zuvor.
00:09:14: Das hat ganz viel mit Sozialkosten, mit Thema Asylbewerbern auch zu tun.
00:09:18: Das heißt, das Geld wäre vielleicht, dass Kommune zuschießen kann.
00:09:22: Vor zehn, fünfzehn Jahren noch da gewesen.
00:09:23: Das ist es auch nicht mehr.
00:09:25: Und das Ergebnis wird sein, ja.
00:09:26: Die ehrenamtlichen Feste, die diese Promonen zusammenhalten, die, die das Ehrenamt zusammenhalten, die werden mehr und mehr sterben.
00:09:34: Gibt es irgendwelche Ideen oder Modelle, um Volksfeste trotz all dieser Auflagen irgendwie zu retten?
00:09:39: Ich denke gerade die ländlichen Kommunen sind ja nicht bekannt dafür, dass sie die Flinte einfach ins Korn werfen.
00:09:44: Gibt es beispielsweise Möglichkeiten, dass man von mehr Sponsoren sucht oder das Ganze auf kleiner Formate umstellt, werden solche Dinge ausprobiert?
00:09:51: Ja, es wird relativ viel tatsächlich probiert.
00:09:53: Die Kommunen bemühen sich, irgendwie was zu machen.
00:09:56: Was viel passiert zum Beispiel, das freut mich sehr, dass mittlerweile Sicherheitskonzepte nicht mehr in der Kommune, sondern sehr häufig auf der Landkreisebene gestellt werden.
00:10:03: Das heißt, wir reden nur an mehr, an interkommunaler Zusammenarbeit.
00:10:06: Da geht schon mal eine ganze Menge.
00:10:08: Beim Bürokratieabbau können die Kommunen natürlich nur vergleichsweise wenig machen.
00:10:12: Aber auch da setzt sich mehr und mehr in den Behörden auch durch.
00:10:16: Mensch, absolute Sicherheit kann und wird es eben auch nicht geben.
00:10:20: Das haben wir in Magdeburg erlebt, wo es ein sehr gutes Sicherheitskonzept gab.
00:10:23: Am Ende hat es doch ganz kleine Lücken gehabt.
00:10:25: und genau das hat der Attentäter letztendlich ausgesucht.
00:10:29: und von daher auch da immer wieder mein Appell, gerade mit den Sachen Terrorschutz auch an Land und Bezirksregierung.
00:10:35: Die könnten zum Beispiel einsteigen, indem sie sagen, sie schaffen so mobile Sicherheitsdepots, also mobile Container, Absperrungen, Notbeleuchtung, erste Hilfe Material.
00:10:45: Das könnten die Länder beispielsweise bereitstellen, dann so mobile Proller statt der Lkw mit zwei Mann drin, was wir teilweise erleben, ihren auf Reisen gehen können, von Ort zu Ort ausgeliehen werden.
00:10:55: Also diese Zusammenarbeit, da läuft schon tatsächlich eine ganze Menge und vielleicht nur eine politische Forderung, die ich für ganz wichtig halte.
00:11:03: Ich nenne es mal Tradition vor Vorschrift.
00:11:05: Kultur ist eben ein schützenswertes Brut.
00:11:08: Und Dorfeste müssen aus meiner Sicht rechtlich wie immaterielles Kulturerbe behandelt werden.
00:11:14: Das würde dann dazu führen, dass es eine Vorrangstellung gegenüber so überzogenen Auflagen gibt.
00:11:18: Also dass wir im Recht tatsächlich nochmal ein bisschen was ändern und an die Kommunen durchaus auch nochmal der Appell.
00:11:24: Da ein bisschen mehr Mut zur Eigenverantwortung.
00:11:27: Kommunen sollten aus meiner Sicht eben bei klar erkennbaren niedrigen Risiken auch wieder sagen, wir übernehmen die Verantwortung selbst, egal was da in diversen Gesetzen steht, statt jeden Meter dann mit Fachgutachten irgendwie absichern zu wollen.
00:11:42: Das funktioniert nicht.
00:11:42: so.
00:11:43: eine Vorschriftenfolklore.
00:11:44: bringt nichts.
00:11:45: besonderer Menschenverstand hilft uns weiter.
00:11:47: Dann können wir, glaube ich, Dorfeste so ein bisschen retten.
00:11:49: Und ja, die Alternative ist eben, wenn wir es ersticken, dann stirbt eben nicht nur der Karneval zu uns zu, sondern am Ende das Vertrauen in Staat und Politik gleich mit.
00:11:58: An Lippenbekenntnissen der Politiker fehlt es ja nicht, die betonen bei fast jeder Rede, die wie wichtig eben die kleinen Gemeinden sind, die kleinen Zellen der Demokratie.
00:12:06: Dennoch scheint es hier an der Unterstützung zu mangel.
00:12:08: Woran liegt das?
00:12:09: Holt man sich einfach zu wenig politische Meriten, wenn man jetzt irgendwie einen kleinen Umzug irgendwo weit draußen auf dem Land rettet?
00:12:16: Nein, ich glaube, es ist in erster Linie einfach so eine gewisse Angst.
00:12:19: Man könne irgendetwas falsch machen und irgendetwas könne schiefgehen dabei.
00:12:23: Also wir haben es natürlich in den Behörden gerade auf Landesebene mit Menschen zu tun.
00:12:28: Ja, die müssen Vorschriften beachten.
00:12:30: Die wollen auch Vorschriften beachten.
00:12:31: Und die nehmen sie häufig ein bisschen arg zu genau aus meiner Sicht.
00:12:34: Das ist die große Gefahr, weil diejenigen, die über diese Gesetze entscheiden, egal, ob es auf der Bundes- oder auf der Landesebene sind, die sind natürlich nicht so wahnsinnig da dran.
00:12:43: Die kommen vielleicht mal in ihren Wahlkreis auf eines der größeren Feste sehen, aber natürlich nur das fertige Fest sagen, hey, funktioniert doch klar, weil man im Politiker böse gesagt dann auch manchmal zeigt, guck mal hier, wir haben ein schönes Fest, der kriegt dann die schönen Dinge mit.
00:12:56: Und das Ganze drum auch.
00:12:58: Erzählt ihm der Bürgermeister schon auch.
00:13:00: Da ist aber schon so gut wie beim nächsten Termin.
00:13:01: Also ich glaube, der Wille wäre zwar da, aber ich glaube, dass es viel zu wenig gesehen wird, was da wirklich ein Problem mit in diesen ganzen kleinen Orten.
00:13:10: Und wir reden eben über diese ein, zweitausend Einwohner-Dorfer.
00:13:13: Da ist Politik auch Gelinde gesagt, viel zu wenig präsent.
00:13:16: Also wenn ich sie richtig verstehe, gilt so ein bisschen die Devise vor Sicht, bevor jemand sich die Hand am Grill verbrennt, dann überziehe ich lieber den Grill mit so viel Auflagen, dass er gar nicht erst angeworfen wird.
00:13:28: Also wir sterben vor lauter Angst vor dem Tod.
00:13:31: Ja, das ist es wunderbar zusammenfassen.
00:13:33: Es ist wirklich die Angst, irgendwie zu sterben und deswegen machen wir lieber gar nichts und sterben lieber so.
00:13:38: Wir haben immer mehr Gesetze geschaffen, auch der einfache Verwaltungsmitarbeiter, die muss sich da fast ein Stück weit in Schutz nehmen, der jetzt das ganze Konzept abarbeiten muss.
00:13:47: Der muss sich eben an Regeln halten.
00:13:48: Die Regeln werden immer mehr.
00:13:49: Sie kommen von immer mehr Stellen, die sich einmischen und er muss dem gerecht werden.
00:13:53: Er ist ja hinterher auch derjenige, der dann zur Verantwortung gezogen wird, wenn es dann eben nicht funktioniert hat, weil er möglicherweise irgendwo ein Punkt vielleicht nicht hundertzwanzig Prozentig abgearbeitet hat.
00:14:03: Und ja, dann ist der Mitarbeiter dran.
00:14:05: Darauf hat er auch keine Lust.
00:14:06: Also geht er auf Nummer sicher.
00:14:08: Sie haben sich ja vertief mit dieser Materie befasst.
00:14:10: Sie haben in Ihrem Magazin auch eine Art Checkliste vorgestellt für die Organisatoren von Volksfesten, wie es vielleicht doch funktionieren kann.
00:14:17: Gibt es zum Schluss aus Ihrer Sicht eine vielleicht sogar einfache politische Maßnahme, um das Volksfeststerben zu stoppen, die man gleich anleihen könnte?
00:14:25: Politisch auf jeden Fall in materielles Kulturerbe, wenn man Dorffeste dort einpackt.
00:14:29: Und dann empfehle ich ganz stark das ganze Geld, was wir im Moment in irgendwelche NGOs für Demokratie retten stecken.
00:14:36: Wenn wir das umwandeln tatsächlich in einen Sonderfonds Dorffeste.
00:14:40: Da Demokratie wirklich starken, indem wir materiell die Kommunen unterstützen, dass sie sich die ganzen Sachen ausleihen können.
00:14:47: Wir das Thema Digitalisierung angehen, dass es eben online Checklisten tatsächlich gibt.
00:14:51: Zum Beispiel für Terror, das kann ich dann abhaken als Verein und dann habe ich das auch erledigt.
00:14:55: Also einmal wird eine Vorgabe gemacht, die kann ich im Internet der Checkliste abarbeiten und dann können alle Kommunen damit umgehen.
00:15:02: Das würde wahnsinnig viel Bürokratie sparen, ist sofort machbar.
00:15:06: Eine Website, auf die man das aufstellt, kann man einreichen, abklicken und fertig ist das Terrorkonzept für den Karnevalsverein.
00:15:12: Christian R. Hart, Chefredakteur des Magazins Kommunal über das drohende Volksfest sterben.
00:15:17: Besten Dank für das Gespräch.
00:15:18: Ich danke Ihnen, dann schönen Tag.